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Keine Windräder in den Hagenauer Forst

Veröffentlicht am 14.05.2019

Leserbrief zur DK Berichterstattung am 08.05. zum Thema „Wenn selbst die Südwesttangente zur Randnotiz wird“

 

Allein schon die Überschrift zu diesem Artikel zeigt, wie sehr das Thema Windkraft die Gemüter erregt. Allerdings bin ich erstaunt darüber, dass die Herren der BEG und Bgm. Dr. Karl-Heinz Stephan immer wieder von dem Interesse der Bürger, sei es bei der Info- oder besser gesagt  der Werbeveranstaltung der BEG im Dezember in Sandizell, bei der BV in Hörzhausen oder jetzt in Steingriff  „überrascht“ sind. Dies vermittelt mir den Eindruck, dass sehr unbekümmert an dieses sensible Thema und an die Sorgen der Bürger herangegangen wird. Ich selbst habe an der BV in Steingriff teilgenommen und möchte zunächst klarstellen, dass der wortgewandte Herr Schmidtner, der versuchte die Schlusspointe pro Windrad zu setzen, kein unvoreingenommener Bürger ist, wie in dem Artikel suggeriert wird, sondern Mitglied des Aufsichtsrats der BEG. Aber dieses Vorgehen seitens der BEG kennt man schon aus der Werbeveranstaltung in Sandizell.

Das Thema Infraschall – um das es mir persönlich vorrangig geht – wird von der BEG als Hirngespinst klagender Anwohner abgewiegelt und es wird auf eine Stellungnahme seitens der Regierung von Oberbayern verwiesen (In der eigentlich nur steht „Was man nicht hört, kann nicht schädlich sein“).  Hierzu stellen sich mir aber folgende Fragen:

1)      Warum hat genau diese bayrische Regierung die 10H Regel ins Leben gerufen und diese vor kurzem sogar im Koalitionsvertrag für diese Wahlperiode wieder bestätigt?

2)      Warum kann der Physiker Bernhard Brenner vom bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei einem Vortrag in Mauern keine gesundheitlichen Gefahren ausschließen? Zitat: „ Es sei aber durchaus möglich, dass Infraschall die Sensitivität des Hörens und die Anregung der Gleichgewichtsorgane verstärke. Letzteres könne zu Schwindel, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen führen“.

3)      Warum  gesteht das Umweltbundesamt ein, dass es noch an Langzeitstudien fehlt, „die über chronische Effekte nach langjähriger niederschwelliger Infraschall-Belastung Aufschluss geben könnten“?

4)      Warum gibt es den Krankenkassen Diagnoseschlüssel ICD-10-GM 2010-CODE T75.2? Dieser bezeichnet Schäden durch Vibration, inklusive “Schwindel durch Infraschall“ und gilt auch für Erkrankungen durch Windkraftanlagen.

5)      Warum empfahl selbst ein Peter Mießl im Windenergiekonzept für die Stadt Schrobenhausen aus dem Jahr 2011, dass eine 10fache Entfernung der Höhe der Windkraftanlagen (z.B. 10x 150m)  zu bebauten Wohngebiet erstrebenswert ist? Allerdings war ihm damals wohl noch nicht bewusst, dass die Windräder in derartige Höhen gebaut werden müssen, um überhaupt EVENTUELL wirtschaftlich zu sein. Aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Zum Thema hörbaren Schall: Die geplanten Windkrafträder haben laut Datenblatt einen Schalldruck von 103 -105 db, welcher sich im Verbund mit einer zweiten Anlage sogar noch um 3db erhöht. Der Schallpegel nimmt mit doppelter Entfernung um 6db ab. Somit wären wir bei 1500m Abstand bei ca. 44 db, das entspricht ungefähr dem hören von leiser Musik. Soweit die bloße Theorie. Allerdings ist es so, dass sich je nach Geländeart und Windrichtung der Schall wesentlich weiter und intensiver ausbreiten kann und unter Umständen auch nur mit 3 db bei doppelter Entfernung abnimmt. Selbst der bei der BEG Werbeveranstaltung in Sandizell eingeladene Bürgermeister Franz Martin aus dem Allgäu war in einem persönlichen Gespräch mit mir der Überzeugung, dass die Windräder bis nach Schrobenhausen zu hören sein werden. Und er muss es ja wissen: Schließlich wurde der Bau von weiteren Windrädern in seiner Gemeinde per Bürgerentscheid mit 77% abgelehnt. Diesen Fakt hatte er bei seinem Vortrag aber vorsorglich vergessen zu erwähnen, hier ging es vorrangig um die Rendite der Windräder.

Das wir die Energiewende brauchen und der Strom nicht aus der Steckdose kommt ist unbestritten. Aber eine dezentrale Energieversorgung wie sie Bgm. Dr. Karl-Heinz Stephan anstrebt ist faktisch bei uns nicht möglich – auch nicht mit Windrädern. Denn woher kommt die Energie wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint? Es fehlt der ganzheitliche Ansatz der Bundesregierung woher die Energie (außer von Kraftwerken im Ausland) in Zukunft kommen soll, wie es die Bundesnetzagentur bereits in ihrem Jahresbericht prognostiziert. An den umstrittenen Stromtrassen führt kein Weg vorbei  wenn ernsthaft gewollt ist, dass große Industriebetriebe wie Audi auch in zehn Jahren noch zuverlässig mit Strom versorgt werden sollen. Das es zu teuer sei, die Kabel unterirdisch zu verlegen ist hinsichtlich der Millionen- und Milliardengräber wie der  Oper in Hamburg oder Berliner Flughafen ein Schlag ins Gesicht aller Anwohner von unnötig errichteten Windkraftanlagen. Solange es erlaubt ist, einen Spargelacker zu heizen oder für 39 Euro nach Mallorca zu fliegen ist jede Forderung nach einer Energiewende mehr als scheinheilig und wird wie in diesem Falle, auf dem Rücken der Bürger ausgetragen. Aber zu diesem Thema wiegelt Peter Mießl nur mit „jetzt kommst du mit deinem Schmarrn daher“ ab. Auch eine Art mit dieser Problematik umzugehen.

Herr Bgm. Dr. Karl-Heinz Stephan führte aus, dass man 10000 PV Anlagen mit 6 KW auf den Schrobenhausener Dächern bräuchte, um die angestrebten Zielvorgaben in puncto Nachhaltigkeit erreichen zu können. Ich selbst würde sogar bis zu 12KW  auf meinem Dach unterbringen können, aber selbst hier wird dem Bürger von der Regierung ein Strich durch Rechnung gemacht: Es gibt nur eine Einspeisevergütung bei Anlagen bis 10 KW für Privaterzeuger und selbst hier darf man nur max. 7KW ins Netz einspeisen. Das der Architekt des Sandizeller Baugebietes „Am Schlosskeller“ bzw. „Im Wiesfeld“ Peter Mießl, 20-25m hohe Winterlinden im Süden des Baugebietes geplant hat setzt dem Ganzen noch die Krone auf, auch wenn Herr Mießl der Meinung ist, dass im Sommer die Sonne so hoch steht, dass kein Schattenwurf auf die Photovoltaikanlage zu erwarten ist. Aber was ist im Frühjahr und Herbst wo die Sonne niedriger steht und die Bäume noch Laub tragen? Er scheint also etwas für Bäume und Natur übrig zu haben, allerdings wundert mich dann, dass ihm der Hagenauer Forst – im Gegensatz zum Goachat – nicht allzu sehr am Herzen zu liegen scheint.

Meine Forderung, dass nur betroffene Bürger, und das sind meiner Meinung nach die Anlieger innerhalb der 10H Regelung, zum Thema Windrad abstimmen sollten, wurde vom Bürgermeister konsequent abgeschmettert obwohl dies per Bürgerbefragung (ich spreche nicht vom Bürgerentscheid) wie es in Gachenbach vor 4 Jahren gemacht wurde, sogar möglich wäre. Lieber versucht man den Stadtratsbeschluss vom Frühjahr 2018,  in dem mit deutlicher Mehrheit gegen die Windräder gestimmt wurde über eine Salami Taktik auszuhebeln. So will man zunächst nur die Zusage vom Stadtrat über Windmessungen im Hagenauer Forst. Allerdings frage ich mich wofür eine Windmessung wenn der Stadtrat sich eh schon gegen die Windräder entschieden hat? Die Faktenlage hat sich eher verschlechtert statt verbessert: Die Windräder sollen noch höher werden als ursprünglich geplant.

Das Herr Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Stephan beim Wochenmarkt ein geteiltes Meinungsbild erhält ist zumeist der Entfernung geschuldet. Aber das jemand wie der Herr Felbermaier, der jenseits der 10H wohnt nichts gegen die Windräder einzuwenden hat, ist auch wenig überraschend. Ich persönlich bin je nach genauer Planung nur 1200 – 1500m entfernt. Nach 10H Regelung müssten es aber mindestens 2400m sein. Wobei ich nicht behaupten will, dass es nicht auch vereinzelt Bürger gibt, die auch innerhalb von 10H für die geplanten Windräder sind. Die BEG, in Person von Geschäftsführer Matthias Haile, wird nicht müde zu betonen, dass die Windräder nur im Einklang mit den anliegenden Bürgern realisiert werden sollen. Das die BEG dann aber weiterhin an den Plänen festhält, widerspricht dieser Aussage absolut.

Ich möchte noch betonen, dass ich kein genereller Gegner von Windkraftanlagen bin, allerdings sollten alle gesetzlichen Bestimmungen, die es nun mal gibt, eingehalten werden (ich musste mich bei meinem Neubau auch an Vorgaben halten) und es müssen alle gesundheitlichen Risiken zuverlässig ausgeschlossen sein.

Zuletzt noch eine Bitte an alle Gegner oder Befürworter der Windräder: Das Internet ist voll mit Informationen, wenn man sich nur ein wenig Zeit nimmt. Je länger ich mich mit dem Thema befasse, umso überraschter bin ich wie komplex dieses ist und das das Kapital von Investoren – unter dem augenscheinlich „grünen Mantel“ gehüllt - ein wesentlicher Bestandteil davon ist.

 

Stephan Sieber

Sandizell